Dörfler, Wilhelm
Musikpädagoge, Schriftsteller.
*12.06.1899, Biberach/Riss (Deutschland)
✟02.11.1980, Dornach (Schweiz)
Wilhelm Dörfler widmete sein Leben der Jugendarbeit. Die Summe seiner musikalischen Lehrtätigkeit ist von ihm in dem Werk „Das Lebensgefüge der Musik‟ niedergelegt.
Dörfler wuchs mit der Musik auf. Der Vater war Arzt. Die Mutter, eine Sängerin, entstammte einem Geschlecht von Orgelbauern und Orchestermusikern. Früh erhielt er Klavierunterricht. Noch auf dem Stuttgarter Gymnasium brachte ihn sein Klassenkamerad, Hans Weinberg, der später als Schauspieler am Goetheanum wirkte, zur Wandervogel-Bewegung. Weinberg war es auch, der ihn mit der Anthroposophie bekannt machte, bevor Dörfler im Ersten Weltkrieg 18-jährig als Telefonist bei der Artillerie an der Westfront eingesetzt wurde.
1919 hörte Dörfler in Ulm erstmals Rudolf Steiner in einem Vortrag. Er stand damals gerade am Beginn seines Philologiestudiums an den Universitäten Erlangen, Kiel und Tübingen. In Tübingen studierte auch Weinberg. Durch ihn wurde er mit den Oberuferer Weihnachtsspielen bekannt und zog mit Weinbergs Truppe von Dorf zu Dorf. Um sein 21. Lebensjahr erlitt Dörfler lebensbedrohliche Herzkrämpfe. „Nach überstandener Krankheit erschien er umso gefestigter und entschiedener dem Sprachlich-Dichterisch-Musikalischen zugetan‟ (Hiebel 1980).
Lebensbestimmend wurde für ihn die Teilnahme an Steiners Stuttgarter Jugendkurs im Oktober 1922, den er zwischen älteren Teilnehmern wie Ernst Lehrs, Wilhelm Rath und Maria Röschl erlebte. Er schloss Freundschaft mit dem ungefähr gleichaltrigen Fritz Kübler. Mit Kübler und anderen Gleichgesinnten begründete er in Tübingen den Pädagogischen Arbeitskreis, der eine kulturerneuernde Erziehungsbewegung vorbereiten wollte. Vom Herbst 1924 an tagte der Kreis in Zwätzen (bei Jena) im Hause von Oberstleutnant Seebohm. Hier fanden sich bis ins Jahr 1926 hinein viele, die später in der Schulbewegung arbeiteten, wie Ernst Weißert, Gerbert Grohmann, Hans Gebert, Wilhelm Wollborn, Karl Ege u.a.. Hiebel schreibt, er habe dort Dörfler „als damals innerlich führenden Mittelpunkt erlebt‟ (Hiebel 1980). 1924 war Dörfler Teilnehmer des Kurses für Sprachgestaltung und dramatische Darstellungskunst. Er übersiedelte bald darauf nach Dornach, um Maria Röschl bei der Leitung der Sektion für das Geistesstreben der Jugend zu unterstützen. Nach seinem Umzug heiratete er Lili Zeitschel aus dem Tübinger Kreis. Im Oktober 1925 übernahm er die Herausgeberschaft der bis dahin von den Christengemeinschaftspfarrern Wilhelm Kelber und Alfred Heidenreich herausgegebenen Zeitschrift „Der Pfad‟, die - so Dörfler - künftig vor allem „von den Kämpfen und Arbeiten anthroposophischer Jugend Kunde geben‟ sollte (Deimann 1987). 1927-29 redigierte er die Tätigkeitsberichte der Freien Anthroposophischen Gesellschaft mit.
Besonders gefördert wurde Dörfler von Marie Steiner. Als Leiterin der Sektion für Redende und Musizierende Künste beauftragte sie ihn mit der Leitung eines Singchores, für dessen Stimmschulung er bestimmte Methoden ausarbeitete. Er spielte bei den Eurythmieaufführungen im Orchester Oboe und Flöte und vertonte die Tierkreissprüche. Aus dieser Tätigkeit entwickelten sich allmählich die verschiedenen Kurse in Wortbildung, Märchenkunde, Musiktheorie und Sprachlehre, die er jahrzehntelang in Dornach veranstaltete. Eine besondere jugendpädagogische Aufgabe sah er im Veranstalten von Wandergruppen.
Im Alter von 75 Jahren gab Dörfler im Namen der Sektion für Redende und Musizierende Künste nach jahrzehntelangen Studien den ersten Band seines Lebenswerkes - „Das Lebensgefüge der Musik. Eine Gesamterkenntnis ihrer Wirkungskräfte‟ - heraus. „Dem Buche liegen hohe Ideale zugrunde‟, schrieb G. J. Köhler in seiner Rezension. „Nicht nur eine musikalische, sondern eine ganz allgemein menschliche Schulung wird angeregt. In tiefem Ernst wird hingewiesen auf die Berufung der Musikpflege und Musiklehre für die Zukunft. Und so darf man hier von einem wirklichen anthroposophisch-musikalischen Schulungswerk sprechen.‟ (Goetheanum 1976, Nr. 15)
08.04.1926 - 11.04.1926: Tagung des pädagogischen Arbeitskreises
03.10.1927 - 08.10.1927: Arbeitswoche der Jugendsektion
10.10.1927 - 27.02.1928: Dritter Arbeitskurs der Jugendsektion (Winterhalbjahr)
23.04.1928 - 14.07.1928: Arbeitskurse der Jugendsektion (Sommersemester)
23.07.1928 - 04.08.1928: Veranstaltung der Jugendsektion
24.02.1929 - 24.03.1929: Frühjahrskurs der Jugendsektion
15.07.1929 - 31.07.1929: Sommerkurs
07.10.1929 - 02.11.1929: Herbstkurs
01.01.1930 - 31.12.1930: "Der Pfad"
01.04.1930 - 12.04.1930: Frühjahrskurs der Jugendsektion
01.01.1931 - 31.12.1931: Kulturwissenschaftliche Gruppe am Goetheanum
09.05.1932 - 16.05.1932: Öffentliche musikwissenschaftliche Tagung
13.02.1933 - 11.03.1933: Anthroposophische Arbeitswochen am Goetheanum
07.01.1946 - 13.01.1946: Pädagogische Arbeitswoche am Goetheanum
01.01.1958 - 31.12.1958: Wirkenskräfte der Musik
27.04.1958 - 04.05.1958: Tagung für Krankenschwestern
27.05.1958 - 31.05.1958: Arbeitstage am Goetheanum
27.07.1958 - 04.08.1958: Sommertagung 1. Zyklus
20.08.1958 - 27.08.1958: Musikkonferenz
31.03.1959 - 04.04.1959: Pädagogische Tagung
27.08.1959 - 03.09.1959: Musiktagung
27.07.1960 - 04.08.1960: Sommertagung 1. Zyklus
04.04.1961 - 08.04.1961: Arbeitstage für Musiker
08.04.1962 - 15.04.1962: Arbeitstage für Musiker "Töne und Intervalle"
01.06.1963 - 03.06.1963: Pfingstfesttage
16.05.1964 - 18.05.1964: Pfingstjugendtagung
01.08.1964 - 10.08.1964: Öffentliche Jugendtagung Wiederverkörperung des Geistes und Schicksal
21.06.1967 - 25.06.1967: Sprachwissenschaftliche Arbeitstage Die Sprache als Kunstwerk
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