Emil Meier-Vetterli

Meier-Vetterli, Emil

Landwirt, Redakteur und Lehrmeister.

*25.04.1922, Hombrechtikon (Schweiz)

✟15.06.1988, Hombrechtikon (Schweiz)

Aufgewachsen zusammen mit einer älteren Schwester auf einem ehemaligen Landgasthof in Hombrechtikon, begegnete er schon mit 17 Jahren dem anthroposophischen Gedankengut anlässlich der Vorlesungen des Berner Theologie-Professors Friedrich Eymann über Goethe. Seine Auseinandersetzung mit einer schweren Erkrankung, die Anregungen seines Arztes Dr. Bircher-Benner und besonders die intensive Beschäftigung mit Adalbert Stifters „Nachsommer‟ weckten in ihm das Interesse für eine lebensspendende Ernährung und für die biologische Anbauweise. Vom Besuch einer dänischen Volkshochschule brachte er reiche Anregungen aus der Kunst-, Kultur-, Musik- und Landbaugeschichte mit nach Hause. So konnte Emil Meier vielseitig interessiert als 25-Jähriger den elterlichen Hof übernehmen. 1949 heiratete er Alice Vetterli, die als Bäuerin seine Anliegen zu den ihrigen machte und ihm als Gattin sein Leben lang im Pflegen der schönen, außerordentlich gastlichen wie auch wirtschaftlich tragfähigen Hofgestaltung zur Seite stand.

Durch Vermittlung von Fritz Vögeli, Emils ehemaligem Lehrer, der in der Nachbarschaft seit Jahren seinen Garten biologisch-dynamisch pflegte, besuchte er die Landwirtschaftliche Tagung am Goetheanum. Dort kam der Kontakt mit Guenther Wachsmuth zustande, der ihm, nach Prüfung auf „Herz und Nieren‟, 1950 den Landwirtschaftlichen Kurs, Exemplar- Nr. 985, überreichte.

In der Folge entwickelte sich der Hof Breitlen bald zu einem Zentrum bäuerlicher Kultur. Nicolaus Remer, Franz Dreidax, Hugo Erbe und Hans Heinze kamen auf den Hof zu Wochenkursen. Franz Dreidax überzeugte ihn in nächtelangen Gesprächen, die Redaktion der Monatsschrift „Beiträge zur Förderung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft in der Schweiz‟ zu übernehmen, eine Aufgabe, die er während 25 Jahren, neben der vielen anderen Arbeit, als eines seiner Herzensanliegen betreute. Mit seiner vielseitigen, auch künstlerischen Begabung, aus seinem weiten Interessenkreis, mit seiner tief im Christlichen verankerten Gesinnung und seiner Fähigkeit, dem Leser neben dem Praktischen der Bauernarbeit tiefe Gedanken über geistige Zusammenhänge näher zu bringen, schenkte er seinen Lesern Monat für Monat durch seine Leitartikel Anregung und Freude.

Im gleichen Sinne richtete Emil Meier die monatliche Sonntagsarbeit für Bauern mit Georg Hartmann und Maria Thun ein, initiierte zusammen mit Karl von Hörsten und Ludwig von Künsberg den Ausbildungskurs in Anthroposophie für junge Landwirte unter der Leitung von Jochen Bockemühl und gab den entscheidenden Anstoß zur Einrichtung der vierjährigen biologisch-dynamischen Ausbildung, die seit 20 Jahren in der Schweiz, in Norddeutschland und modifiziert in Frankreich lebt. Seit 1959 bis zu seinem Tode prägte und trug Emil Meier auch die Vorstandsarbeit des Produzenten- Vereins wesentlich mit. In zahlreichen kulturellen und fachlichen Gremien, in Kinderheimen und in der Volkshochschulbewegung wirkte Emil Meier als Vorstandsmitglied und Präsident initiativ mit. Die höchste vom Kanton Zürich verliehene Auszeichnung, die Goldmedaille für kulturelle Verdienste, durften Alice und Emil Meier 1982 als Zeichen öffentlicher Anerkennung entgegennehmen.

Zwei Zweiggründungen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft sind wesentlich aus der von Emil Meier mitgetragenen Initiative und Vorbereitungsarbeit hervorgegangen: so am 22. November 1974 die Gründung des Heinrich Zschokke-Zweiges, Uster, auf Hof Breitlen, und am 22. September 1991 die Gründung des Jakob Guyer-Zweiges in Rüti.

Peter Blaser

Quellen Erwähnungen

N 1965 S. 96
N 1970 S. 94b
Werke: Ist uns eigentlich bewußt...?, in: Rudolf Steiners landwirtschaftlicher Impuls, Bd.I, Amelinghausen 1990; Zusammenfassung, in: Beiträge zur Förderung der biologisch-dynamischen Landwirtschaftsmethode, Bern o. J.; Beiträge in BzL und in G.
Literatur: Schmidt, G.: Boden - Ernährung - Gesellschaft, in: N 1965, Nr. 22; Deimann 1987; Braun, K., Grieder, M.: Emil Meier, in: BzL 1987/88, Nr. 4; Grosse, E.: Emil Meier, in: N 1988, Nr. 40; Buchdruckerei Steckborn, Emil Meier-Vetterli, in: BzL 1988/89, Nr. 4; Baumgartner, F.: In dankbarem Gedenken an Emil Meier, Hauri, J.: Emil Meier, Breitlen, Hombrechtikon, Bachmann-Johner, F.: Emil Meier, Meier-Vögtli, U.: Nachruf für Emil Meier, Redaktion: Zum Titelbild, Meier, A.: Dank, Meier, A. u. a.: Zu dieser Nummer, in: BzL 1988/89, Nr. 5.
Abkürzungen: siehe hier
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