Karl Weidler

Weidler, Karl

*28.01.1901, Nürnberg (Deutschland)

✟19.10.1987, Nürnberg (Deutschland)

-- Biographische Archiv-Notiz --

Der Großvater mütterlicherseits von Karl Weidler war Feilenhaumeister. Der Vater verließ die Familie bald nach Karls Geburt. Er war das dritte Kind. Die Mutter Margarete war Anthroposophin im Kreis von Michael Bauer. Karl ist in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Er lernte die Anthroposophie durch die Mutter kennen und wurde schon 7-jährig von Rudolf Steiner begrüßt. Er machte in den Schulferien eine Wanderung durch ganz Deutschland. Durchhaltekraft war das Grundmotiv seines Lebens. So gab er in der Schulzeit Nachhilfeunterricht und schaffte das Abitur 1920. Er gehörte zum Jugendkreis von Michael Bauer. Am 15. März 1920 wurde er in Nürnberg Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft.

Schon seit 1910 spielte er Geige. Nachdem er 1920 zweimal Konzerte des Thomastik-Quartetts mit neuen Instrumenten gehört hatte, entschloß er sich, statt Medizin zu studieren, Geigenbauer zu werden. Er wurde Lehrling bei Franz Thomastik in Wien und bildete sich als Geigenbauer aus.

Rudolf Steiners Besuch 1922 in der Werkstatt von Thomastik und seine Ratschläge wurden lebensbestimmend für Weidler.

Er war ein langjähriger Mitarbeiter von Franz Thomastik; auch in der Saiten- und Kolophonerzeugung forschte er, er konnte die Herstellungsapparaturen verbessern. Am 9. Juli 1924 trat er der Deutschen Vereinigung für Geigenbau in Wien bei.

Im September 1925 heiratete er Emma Rißmann aus Nürnberg, sie bekamen drei Töchter und den Sohn Hartmut.

1934 kehrte er nach Nürnberg zurück, um dort wegen den Versandschwierigkeiten eine Zweigstelle für die Werkstatt von Franz Thomastik zu gründen.

Er trieb die Forschung und Entwicklung neuer Instrumente voran. Auch sein Sohn lernte Geigenbau, er konnte mit ihm nach 1945 in der neu erbauten Werkstatt neue Instrumente herstellen, erste Konzerte mit diesen fanden bald statt.

Ab 1960 baute er auch keltische Chrottas in Violin- und Cellogrössen, die heute in der Pädagogik und Heilpädagogik eingesetzt werden.

Er erwarb Patente für neue Seilsaiten mit Metallumspannung und extraleichte Feinstimmsaitenhalter, auch baute er stabile, extralange Cellostachel.

1972 wurde ein "Verein zur Förderung von Streichinstrumenten, die nach Anregungen von Rudolf Steiner entwickelt werden" in Hamburg gebildet.

1976 spielte das Leonhardi-Quartett mit Instrumenten aus vier verschiedenen Holzarten im Goetheanum. Ein Durchbruch gelang, Karl Weidler erntete die verdiente Anerkennung.

In Zusammenarbeit mit dem Verein gründete der Geigenbaumeister Arthur Bay eine Werkstatt zum Bau und zur Weiterentwicklung der Weidler- Instrumente.

Am 9.-12. April 1984 veranstaltete der Verein zur Förderung von Streichinstrumenten eine Tagung, die ganz dem Impuls von Thomastik und Weidler gewidmet war.

Karl Weidler war bis zuletzt in der Werkstatt tätig und starb ohne Krankheit.

Quellen Erwähnungen

N 1967 S. 20
AW 2016 Nr. 3, S. 14
MaD 1984 Nr. 150, S. 307
DD 1968 Nr. 3
MAVN 1987 Nr. 9, S. 256
MAVN 1989 Nr. 6, S. 196

Info

Entwickelte neue Musikinstrumente in der Nachfolge von Franz Thomastik.
Aktiv am Streichinstrumententagung am Goetheanum
Werke: Beiträge in Sammelwerken und in MaD und N.
Literatur: Marx, D. [Hrsg.]: Bericht von Streichinstrumenten, Bexbach 1964,
²1984; autobiographisch: Rudolf Steiner besucht eine Geigenbauwerkstätte, in:
N 1975, Nr. 16 und Über die neuen Weidler-Streichinstrumente, in: MaD 1978,
Nr. 123; Marx, D. [Hrsg.]: Bericht über die Entwicklung der Weidler-
Streichinstrumente, Hamburg [1979]; Krüger, M.: Karl Weidler, in: N 1987, Nr.
50; Marx, D.: 60 Jahre Entwicklungsarbeit, in: N 1981, Nr. 4; ders.: Karl
Weidler, in: MaD 1988, Nr. 163.
Abkürzungen: siehe hier
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