Carl Vett

Vett, Carl

Weltreisender, Publizist, Übersetzer.

*25.09.1871, Århus (Dänemark)

✟01.02.1956, Rom (Italien)

Carl Vett war begabt, vielseitig und energisch. Er setzte sich für die Erneuerung der Gesellschaftsordnung, für eine wechselseitige Befruchtung von östlicher und westlicher Kultur und für die Landwirtschaft auf anthroposophischer Grundlage ein.

Carl Christian Vett wurde in der dänischen Stadt Århus 1871 geboren. Er hatte vier jüngere Geschwister. Sein Vater, Emil Vett, gründete zusammen mit Theodor Wessel das noch heute bestehende Warenhaus „Magasin du Nord‟ in Kopenhagen. Carl Vett selbst gehörte von 1911 bis zu seinem Tod dem Vorstand dieses Unternehmens an. Das daraus stammende Vermögen bildete nicht nur die Grundlage seines eigenen Lebensunterhaltes, sondern ermöglichte ihm viele kulturelle und soziale Projekte finanziell zu unterstützen. Vett war verheiratet und hatte zwei Töchter.

Mit Johannes Hohlenberg hat er 1919 die dänische Abteilung der sozialen Dreigliederungsarbeit in Gang gesetzt. Gemeinsam redigierten sie die in zweiwöchentlichem Turnus von 1920-22 erscheinende Kulturzeitschrift „Nye Tanker” (später „Tregreningen‟). Drei Monate nach dem Erscheinen von Rudolf Steiners „Kernpunkte der sozialen Frage” (1919, GA 23) lag eine Übersetzung von Vett ins Dänische vor.

Vetts soziales Engagement lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Freiheitsbewegung in Indien. Auf zwei Reisen dorthin - 1925 und 1930/31 - nahm er Kontakt zu Gandhi und seiner Non-Cooperation-Bewegung auf. Von seinen Erfahrungen aus Indien berichtet er bei der Völkerkundlichen Tagung am Goetheanum 1928.

Das zweite Lebensmotiv Vetts war ein starkes Interesse an Mystik und Okkultismus. Im Herbst 1921 gelang es ihm, den ersten internationalen Kongress für „psychische Forschung” in Kopenhagen zu organisieren, der sich mit parapsychologischen Fragen befasste. Die prominentesten Wissenschaftler dieses Forschungszweiges aus 16 Ländern nahmen daran teil. Später hat er Konferenzen zum gleichen Thema in Warschau, Paris, Athen und Oslo mitorganisiert.

Während eines Aufenthalts in Konstantinopel bekam er 1925 die Erlaubnis, an dem Leben in einem Derwischkloster eines Sufiordens teilzunehmen. So bekam er Einblick in eine Geheimschule, die wenige Jahre später vom türkischen Staat verboten wurde.

1932 setzte er sich für eine „Orientierungsgruppe für den Orient” am Goetheanum ein.

In den 30er-Jahren entfaltet sich ein drittes Lebensmotiv, die biologisch-dynamische Landwirtschaft. Durch seine finanzielle Unterstützung und diverse Publikationen ist Vett auch auf diesem Gebiet als Pionier der Anthroposophie in Dänemark zu betrachten. Am Ende der 30er-Jahre verließ er das im Zweiten Weltkrieg ertrinkende Europa und emigrierte nach Kalifornien, USA. Bis an sein Lebensende blieb er Weltenwanderer, der in vielen Ländern aus seinen drei Lebensmotiven arbeitete.

Johannes Nilo

Quellen Erwähnungen

N 1928 S. 52, 56
N 1956 S. 45
Werke: Vom heutigen Indien, in: Gäa Sophia, Bd. III, Stuttgart 1929; Seltsame Erlebnisse in einem Derwischkloster, Straßburg 1931; Gandhi og den indiske revolutions metoder, Kopenhagen 1931; De biologisk-dynamiske landbrugsmetoder, Århus 1936; als Herausgeber: Le Compte Rendu Officiel du Premier Congrès International des Recherches Psychiques, Kopenhagen 1922; Beiträge in N, Ne, Compte Rendu du III e Congrès International de Recherches Psychiques, Paris 1921; als Übersetzer: Steiner, R.: Fremtidssamfundet: Kaernepunkterne i det sociale spørsmål, Kopenhagen 1919 und Frihedens filosofi, Kopenhagen 1924; Pfeiffer, E: Jordens frugtbarhed, dens bevaring og fornyelse: Det biologisk-dynamiske princip i naturen, Kopenhagen 1939; Dervish Diary, Los Angeles 1953.
Literatur: Begründung einer „Orientierungsgruppe für den Orient‟, in: N 1932, Nr. 5; Carl Vett, in: La Revue Métapsychique, 1956, Nr. 4; Christensen, T.: Johannes Hohlenberg - en pioner, in: L 1981, Nr. 3; Carl Vett, in: www.fredsakademiet.dk; Wedell-Wedellsborg, E., in: Magasin på tvärs i 125 år, Kopenhagen 1993. Carl Vett, in: Bien, Danish Weekly (San Francisco), 16.2.1956
Abkürzungen: siehe hier
Copyright: Text und Bild sind urheberrechtlich geschützt. Reproduktion in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung der Forschungsstelle Stiftung Kulturimpuls, Heidelberg

Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org