Johanna van der Meulen

van der Meulen, Johanna

geb.: verh. Polman-Mooy

Pseudonym/Varianten: Intermediarius

Okkultistin.

*01.01.1874,

✟01.01.1959, Palermo (Italien)

(Geburtstag und -monat sowie Todestag und -monat unbekannt)

Johanna van der Meulen stammte aus einer reichen, angesehenen, protestantischen Familie in Amsterdam.

Weil sie im anthroposophischen Schrifttum gelegentlich unter dem Namen ihres Mannes erwähnt wird, nach der Scheidung jedoch unter ihrem Mädchennamen bzw. unter ihrem Pseudonym „Intermediarius‟ (d.h. Vermittler) publizierte, blieb ihre Identität jahrelang verborgen. Ihr der christlichen Esoterik zurechenbares vierteiliges Werk „Bücher des Intermediarius‟ fand indes allgemeine Beachtung.

Zusammen mit ihrem Mann, John M. Polman-Mooy, trat sie 1909 aus der Holländischen Sektion der Theosophischen Gesellschaft in die Deutsche Sektion über. Sie wurde Schülerin Rudolf Steiners, hörte Vortragszyklen von ihm und führte 1911/12 in seinem Auftrag einige esoterische Stunden durch. Sie gab auch Auskünfte über Meditationsfragen. Rudolf Steiner legte ihr nahe, sie möge sich des sich exzentrisch gebärdenden russischen Literaten und Steiner-begeisterten Leo Kobylinski-Ellis annehmen. Bei der Aufführung der Mysteriendramen wirkte sie in München mit und hatte freundschaftlichen Umgang mit anderen russischen Anthroposophen, z.B. Andrej Belyj, der sie in seinen Erinnerungen „Verwandeln des Lebens‟ und „Geheime Aufzeichnungen‟ wiederholt erwähnt.

Intensiv gestaltete sich der geistige Austausch mit Kobylinski-Ellis, dem sie sich in ihrer Christus-Anschauung anglich. Das führte für sie 1913 zur Ehescheidung und 1915 zur Trennung von der Anthroposophischen Gesellschaft. Ihr Wohlstand ermöglichte ihr ein finanziell unabhängiges Leben. Unter dem Titel „Christliche Theologie und Cosmosofie nach dem Zeichen des Heiligen Graal‟ (Leipzig 1914) ließ sie den ersten Teil ihrer „Vier Bücher des Intermediarius‟ erscheinen, die sie 1927 in Basel abschloss. Weitere Auflagen folgten. Das christozentrisch angelegte Werk gliedert sich in: I. Weisheitslehre des hl. Graal; II. Homo Coelestis. Das Urbild der Menschheit; III. Universum. Der Kosmos und der kosmische Mensch. Liber Mundi, IV. Das große Zeichen. Arcana sapientiae. Verstanden werden will es als eine „Schule der Weisheit‟, die dem Geist der mystisch-esoterischen Tradition des Christentums folgt. Ihr Ideal war eine wiedervereinigte ökumenische Kirche im Sinne Solowjews. Die Autorin blieb gemäß dem Pseudonym lediglich Vermittlerin; sie wollte nicht in Erscheinung treten.

Verbreitung fand das Buch u.a. durch den katholischen Herold Verlag München.

Johanna van der Meulen konvertierte in den 30er-Jahren zum Katholizismus. Maximilian Rebholz gehörte zu den Ersten, die sich seitens der Anthroposophen 1949 hierzu in „Studienhefte für Anthroposophie‟ äußerten. Doch er musste es offen lassen, „ob es sich bei diesen vier Büchern des Intermediarius um ein Plagiat im Dienste der katholischen Kirche handelt oder um eine originale esoterische Leistung‟. Die spirituelle Bedeutung wurde indes wiederholt bestätigt, u.a. durch Arthur Schult, dem der universelle christologische Bezug in seiner rosenkreuzerischen Ausrichtung wichtig war.

Johanna van der Meulen lebte zurückgezogen mit Kobylinksi-Ellis, der das Werk 1929 interpretierte, von 1915-19 in Basel, dann bis zu ihrem Tod in Locarno/Monti. Sie starb in Palermo, wo sie in ihren letzten Lebensjahren eine Winterresidenz hatte. Ihr Werk wird von einer Stiftung und vom Ordo-Verlag weiter betreut.

Gerhard Wehr
Werke: Die vier Bücher des Intermediarius, Leipzig 1914/ Basel 1919/1923/1927, bearbeitete Ausgabe München 1932/33, 4. Auflage Konstanz 1983.
Literatur: Kobylinski-Ellis, L.: Christliche Weisheit. Sapientia divina. Cosmologia perennis. Nach der Lehre des Intermediarius, Basel 1929; Willich, H.: L. L. Kobylinski-Ellis: Vom Symbolismus zur ars sacra, München 1996; Boejtes, I.: Wer war Intermediarius? in: No 2001, Nr. 1 /2, 3 /4, 5/6 und 9/10; Plato, B. v. [Hrsg.]: Anthroposophie im 20. Jahrhundert, Dornach 2003.
Abkürzungen: siehe hier
Copyright: Text und Bild sind urheberrechtlich geschützt. Reproduktion in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung der Forschungsstelle Stiftung Kulturimpuls, Heidelberg

Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org