Walter Beck

Dipl.Ing. Beck, Walter

Architekt, Sammler.

*14.06.1903, München (Deutschland)

✟14.07.1999, München (Deutschland)

Der in der Goethe-Tradition aufgewachsene Architekt Walter Beck gehörte - nach richtungweisenden Begegnungen mit Rudolf Steiner während seiner Studienzeit - zu den führenden Gestaltern von Waldorfschulbauten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Beck, der Sohn eines Münchner Landgerichtsrats und einer Urenkelin des Philosophen Schelling, wurde in der Münchner Adalbertstr. 42 geboren, unweit des Hauses Nr. 55, in dem Rudolf Steiner wenig später die Mysteriendramen verfasst hat. Beck begegnete der Anthroposophie   bei einem öffentlichen Vortrag Rudolf Steiners am 16. Januar 1922 in München, wurde wenige Monate später Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft, meißelte an den Säulensockeln des ersten Goetheanum mit, malte eindrucksvolle farbige Aquarelle des ersten Goetheanum (Beck 1985) und nahm bis 1924 an 74 Vorträgen teil - darunter an dem Dramatischen und Nationalökonomischen Kurs (17. Juli - 6. August 1922). Hier bekam Beck zusammen mit Friedrich Kempter auch ein handschriftliches Mantram (Beck 1985, S. 19) von Rudolf Steiner.

Einen impulsierenden Eindruck hinterließ Rudolf Steiners Schlussvortrag auf dem Wiener „West-Ost-Kongress‟ über den Baugedanken von Dornach (15. Juni 1922). Becks Frage an Rudolf Steiner, ob am Goetheanum nicht auch ein Fachstudium für Architektur eingerichtet werden könne, hat dieser bejaht. Doch konnte der Plan durch den bald darauf folgenden Brand des Goetheanum nicht verwirklicht werden.

Nach dem Architekturstudium an der TH München und aktiver Mitarbeit in der Freien Anthroposophischen Gesellschaft begann Beck 1928 seine erfolgreiche Berufstätigkeit in einer Wohnungsbaugesellschaft in Erfurt. Als selbstständiger Architekt baute er ab 1931 neben Kliniken und Geschäftshäusern einige tausend Wohnungen. Nach 1945 war er zudem parteiloser Stadtverordneter in Erfurt und Leiter der Thüringer Architektenschaft. Als solcher trat er 1950 gegen den Abbruch des Berliner Schlosses auf, was zu politischen Schwierigkeiten führte.

1951 kehrte er nach München zurück und übernahm dort als Vater seiner gerade schulpflichtig gewordenen Tochter die Geschäftsführung des Waldorfschulvereins. Wenig später wurde er zum ersten Vorsitzenden des Schulvereins gewählt, ein Amt, das er 23 Jahre innehatte. Er wohnte dort, wo der Johannes-Bau 1913 errichtet werden sollte (nördlich der „Münchner Freiheit‟).

Beck baute in München große Wohnkomplexe, Geschäfts- und Verwaltungsgebäude, die Sprachen- und Dolmetscherschule (1970) sowie Altersheime und Zweigbauten in Deutschland. Besonders trat er jedoch durch den Bau der Waldorfschulen in München-Schwabing (mit Theatersaal; 1961), Marburg, Frankfurt, München-Daglfing (mit Sonderschule; 1982), Würzburg (1983) und Nürnberg (Fest- und Turnhalle; 1986) hervor. Ebenso durch Waldorfkindergartenbauten in Frankfurt, Würzburg, Augsburg und München.

Diese Bauten tragen die Handschrift eines Architekten, der von Jugend an in einer goetheanistischen Bauweise nach einer menschengemäß-organischen Gestaltung strebt, wobei stufenweise Steigerungen deutlich werden. Die Entwicklung von vielfältigen, aber dennoch klaren Formen, die die erzieherische Arbeit unterstützen, war ihm ein besonderes Anliegen. Hervorzuheben ist die hervorragende Akustik seiner Festsäle. Für sein sozial-kulturpolitisches Engagement erhielt Beck das Bundesverdienstkreuz.

Im Alter befasste er sich mit den Biografien von Rudolf Steiner, Richard Wagner, Robert Schumann, Karl-Julius Schröer, Anton Bruckner und Friedrich W. Schelling (uned.). Seine umfangreiche großformatige Rudolf-Steiner-Biografie ging aus einer besonderen Konzeption hervor, die in ihrer Art bislang einzigartig ist: Grundlage war die bemerkenswerte Handschriftensammlung dieser vielseitigen Architektenpersönlichkeit.

Michael Toepell

Quellen Erwähnungen

N 1960 S. 97
N 1961 S. 63
N 1962 S. 112
N 1964 S. 19
N 1965 S. 214
N 1966 S. 30
N 1973 Nr. 23 Vorstand zum 70. Geburtstag
N 1973 Nr. 36 E. Zawischa:Feier der Münchner Waldorfschule
N 1998 S. 170 95. Geburtstag Manfred Schmidt-Brabant
N 1999 S. 234

Info

War Architekt, Autographensammler
Werke: Rudolf Steiner - das Jahr der Entscheidung, Dornach 1984; Rudolf
Steiner - die letzten drei Jahre, Dornach 1985; Richard Wagner. Neue
Dokumente, Tutzing 1988; Robert Schumann und seine Geister-Variationen,
Tutzing 1992; Karl-Julius Schröer. Eine Biographie mit neuen Dokumenten,
Dornach 1993; Anton Bruckner. Ein Lebensbild, Dornach 1995; Rudolf Steiner.
Sein Leben und sein Werk, Dornach 1997; Beiträge in BfA, EK, G, MaD, MuB,
N.
Literatur: Gurlitt, W.: Walter Beck zum 60. Geburtstag, in: N 1963, Nr. 23;
Weißert, E. u.a.: Walter Beck zum 60. Geburtstag, München 1963; ders.:
Architektur und Erziehungskunst, in: EK 1973, Nr. 6; Braun, L.: Walter Beck
zum 80. Geburtstag, in: MaD 1983, Nr. 145; Leist, M.: Walter Beck 80 Jahre,
in: EK 1983, Nr. 6; Raab, R.: Walter Beck 90 Jahre alt, in: N 1993, Nr. 24;
Todesanzeige, in: G 1999, Nr. 33/34.
Abkürzungen: siehe hier
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