Rudolf Zoeppritz

Dr., Dr.h.c. Zoeppritz, Rudolf

Chemiker, Fabrikant.

*18.06.1879, Mergelstetten/Brenz (Deutschland)

✟27.11.1942, Berlin-Frohnau (Deutschland)

Rudolf Zoeppritz gehört zu den vielen Menschen, die sich um die wirtschaftlichen Grundlagen anthroposophischer Aktivitäten bemüht und ihnen die Wege geebnet haben. Rudolf Zoeppritz beteiligte sich durch Mitarbeit, Aufbau von Verbindungen und finanzielle Unterstützung an den ersten Versuchen, die Dreigliederung des sozialen Organismus praktisch wirksam werden zu lassen.

Er kam am 18. Juni 1879 in Mergelstetten als erstes von drei Kindern von Otto Zoeppritz und seiner Frau Marie, geb. Lanz, zur Welt. Der Vater war damals Teilhaber und kaufmännischer Leiter der Firma Gebrüder Zoeppritz, musste aber wegen seiner angegriffenen Gesundheit die Firma verlassen und zog nach Freiburg im Breisgau. Dort beendete Rudolf Zoeppritz seine Schulzeit. Er studierte in Dresden und Freiburg Chemie und Mathematik, besuchte die Textilfachschule in Aachen und promovierte 1902 in Tübingen. 1904 unternahm er eine Weltreise, die ihn u. a. zur Weltausstellung in St. Louis führte, zu den denkbaren Absatzmärkten in Japan und zu den Baumwollanbaugebieten in Ägypten. 1905 heiratete er Magda Ney ( Magda Zoeppritz-Ney), zog mit ihr nach Heidenheim und trat in die Firma Gebrüder Zoeppritz ein. Er leitete die Firma zunächst mit seinem Vetter Erich Zoeppritz und seinem Schwager Henry Gertz, ab 1924 dann allein. Dabei wirkte sich die finanziell schwierige Zeit - Inflation, Goldmarkumstellung - in besonderem Maße auf eine Firma aus, die seit mehreren Generationen bestand und aus der deshalb eine wachsende Zahl von Berechtigten weiterhin Unterhaltszahlungen erwartete.

Angesichts dieser Verhältnisse war es nicht möglich, die Firma in die „Der Kommende Tag AG‟ einzubringen, zumal die Miteigentümer der Anthroposophie fern standen. Über das Engagement in der Firma hinaus war Rudolf Zoeppritz in vielfältiger Form berufspolitisch, kommunalpolitisch und gesellschaftlich engagiert. Unter anderem war er im Verband süddeutscher Textilarbeitgeber, im Gemeinderat, in der Handelskammer und im Reichseisenbahnrat aktiv sowie Mitglied verschiedener Aufsichtsräte. Für dieses Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet.

In der Anthroposophischen Gesellschaft sind Aktivitäten seit 1919 belegt. Seine Unterschrift findet sich unter dem „Aufruf zur Begründung eines Kulturrats‟ des Arbeitsausschusses des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus von Pfingsten 1919. Er war im Aufsichtsrat von „Der Kommende Tag‟ seit der Gründung 1920 und übernahm 1923 den Vorsitz von Rudolf Steiner. Berichte des „Kommenden Tags‟ sind bis 10. Juni 1927, Korrespondenz zu den Belangen der Uhlandshöhe AG bis 1934 belegt. Sein Name findet sich auf der Grundsteinurkunde für den Neubau der Freien Waldorfschule Stuttgart vom 16. Dezember 1921. Friedrich Hiebel erwähnt ihn und Hanns Voith als diejenigen, die den pädagogischen Arbeitskreis in Tübingen wirtschaftlich ermöglichten. Gemeinsam mit seiner Frau Magda besuchte er 1922 den West-Ost-Kongress in Wien und gehörte zum Kreis der Vertrauenspersönlichkeiten des Jahres 1923. Mit größeren Darlehen ermöglichte er u. a. Friedrich Husemann den Aufbau des Sanatoriums Riedberg.

Nach der Scheidung von seiner ersten Frau Magda heiratete er am 2. Mai 1929 Antonie Maisch. 1929 musste die Firma Gebrüder Zoeppritz Vergleich anmelden. Die Firma wurde vom Hauptgläubiger Württembergische Notenbank übernommen und als Aktiengesellschaft 1930 neu gegründet und weitergeführt. Im Zusammenhang mit dem Vergleich wurde Rudolf Zoeppritz strafbares Verhalten (Verschleppung) vorgeworfen, er wurde verurteilt, die Reststrafe aber zur Bewährung ausgesetzt. In der Zeit nach dem Verlust seiner Firma wurde er vor allem von denen unterstützt, die wirtschaftliche Verhältnisse beurteilen konnten ( Emil Molt, Emil Leinhas und José del Monte bürgten 1930 für ihn), zu ihnen brach die Beziehung auch nicht ab, während andere Freunde ihn nicht ohne Befriedigung auf Normalmaß zusammengestutzt sahen.

In den darauf folgenden Jahren hat er sich als Vertreter der Victoria mit Industrieversicherungen eine neue Existenz aufgebaut. Rudolf Zoeppritz war mit den politischen Verhältnissen nicht einverstanden, aber er beteiligte sich seit etwa 1937 bis 1941 auf Bitte des Besitzers an der Herrenkleiderfabrik Alfred Weidenmann, Aschaffenburg, deren Besitzer auswandern musste. In dieser Firma arbeitete Rudolf Zoeppritz auf Teilzeitbasis mit und beriet andere Firmen in der Textilbranche.

Rudolf Zoeppritz starb am 27. November 1942 im Alter von 63 Jahren auf einer Geschäftsreise in Berlin an plötzlichem Herzversagen.

Magdalena Zoeppritz

Quellen Erwähnungen

Sam, M.M.: Eurythmie, Dornach 2014, S. 208

Info

Heiratete 1905 Magda Ney, leitete Textilfabrik in Heidenheim. Als Mitglied
beim West-ost-Kongress 1922 in Wien. Scheidung 1929.
Literatur: Deutelmoser, A.: Württembergs Heer im Weltkrieg, Bd. V,
Stuttgart 1925; In memoriam, in: MaD 1950, Nr. 13, Beilage; Kühn, H.:
Dreigliederungszeit, Dornach 1978; Hiebel, F.: Entscheidungszeit mit Rudolf
Steiner, Dornach 1986; Lindenberg, Chronik 1988; GA 259, 1991; GA 268,
1999.
Abkürzungen: siehe hier
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