Professor, Dr.h.c. Becker, Hellmut
Rechtsanwalt, Kultur- und Bildungspolitiker.
*17.05.1913, Hamburg (Deutschland)
✟16.12.1993, Berlin (Deutschland)
Wesentliche Anregungen für seine spätere Lebensthematik und Lebensleistung erhielt Hellmut Becker schon im Elternhaus. Sein Vater, Carl Heinrich Becker, war Professor für Orientalistik, förderte Reformen von Hochschule und Lehrerbildung und war 1921 und 1925-30 preußischer Kultusminister. Eine fortschrittliche und unkonventionelle Pädagogik lernte Becker auf der Schlossschule Salem kennen, die er eine Zeit lang besuchte. Er studierte ab 1932 Jura in Freiburg, Berlin und Kiel. Erste Staatsprüfung 1935. Sein Soldatenleben wurde 1941 durch eine schwere Verwundung beendet. Er setzte das Studium in Straßburg fort und war nach der zweiten Staatsprüfung (1943) Assistent an der dortigen juristischen Fakultät. Seine Frau, spätere Mutter von sechs Kindern, die Elsässerin Antoinette Mathis, lernte er in Straßburg kennen.
Ab 1945 in Kressborn am Bodensee wohnhaft, wurde Becker als Rechtsanwalt tätig, zum Teil als Verteidiger vor französischen Militärgerichten. 1947/48 verteidigte er Ernst von Weizsäcker bei den Nürnberger Prozessen. Von 1949-63 konzentrierte sich Beckers Anwaltstätigkeit vor allem auf rechtliche und politische Beratung von kulturellen Organisationen, zum Beispiel Privatschulen, Landerziehungsheime, der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, des Frankfurter Instituts für Sozialforschung.
Seit 1952 war Hellmut Becker auch als Rechtsvertreter und Berater für den Bund der Waldorfschulen tätig. Eine besonders fruchtbare Beziehung bestand zu dem langjährigen Vorsitzenden des Bundes der Waldorfschulen, Ernst Weißert. Zu dessen 70. Geburtstag veröffentlichte Becker 1975 eine „Huldigung für Ernst Weißert‟ und nach Weißerts Tod 1981 einen Nachruf in der „Zeit‟. Auch als Becker nach 1963 nicht mehr als Rechtsvertreter des Bundes tätig sein konnte, kam es immer wieder zu Gesprächen und zu Auftritten Beckers auf Veranstaltungen der Waldorfschulbewegung.
Es waren im wesentlichen Vorarbeiten und Vorschläge Beckers, denen die Max-Planck-Gesellschaft 1961 mit dem Beschluss entsprach, ein Institut für Bildungsforschung einzurichten. Die Gründung dieses Instituts fand 1963 in Berlin statt, Hellmut Becker wurde als Direktor berufen, eine Stellung, die er bis zu seiner Emeritierung 1981 innehatte. Neben der Institutstätigkeit war Becker in mancherlei nationalen und internationalen Gremien tätig, zum Teil in leitender Funktion. 1967 verlieh ihm die Universität Ann Arbor, Michigan, die Ehrendoktorwürde. Ein Schriftenverzeichnis von 1993 umfasst 435 Titel, vornehmlich zum Themenkreis Bildung, Bildungs- und Kulturpolitik. Schon die ersten vier Titel zeigen Beckers Stoßrichtung, die auch bis heute nichts an Aktualität verloren hat: „Wer finanziert die kulturelle Freiheit?‟ (1953), „Organisation und Finanzierung der Forschung‟ (1954), „Die verwaltete Schule: Gefahren und Möglichkeiten‟ (1954), „Kulturverwaltung oder Kulturpolitik?‟ (1955). Beckers freiheitliche und gegen Bürokratie gerichtete Orientierung war es, die ihn mit den Waldorfschulen zusammenarbeiten ließ. Ein Interesse für Anthroposophie war dabei nicht im Spiel.
01.01.1954 - 31.12.1954: Freiheit des Erziehungswesen
01.01.1955 - 31.12.1955: Die "Verwaltete Schule"
01.01.1955 - 31.12.1955: Koexistenz und die Aufgabe Europas
01.01.1955 - 31.12.1955: Über verwaltete Schulen
01.01.1956 - 31.12.1956: Kulturverwaltung oder Kulturpolitik
01.01.1956 - 31.12.1956: Kulturverwaltung oder Kulturpolitik
01.01.1956 - 31.12.1956: Elternnot, Elternrecht und Elternpflicht
01.01.1956 - 31.12.1956: 6. Jahresversammmlung der Landeselternvereinigung der höheren Schulen
01.01.1958 - 31.12.1958: Zur Schulreform in Deutschland und Frankreich
01.01.1964 - 31.12.1964: Bildungsforschung, Bildungspolitik
17.06.1967 - 18.06.1967: Eltern-Lehrer-Tagung Soziale Gestalt und Zielsetzung der Waldorfschule
01.01.1969 - 31.12.1969: 50 Jahre Waldorfpädagogik
07.09.1969 - 24.09.1969: Festtage 50 Jahre Erziehungskunst Rudolf Steiners Ereignisse und Motive
Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org