Christoph Linder

Dr. med. Linder, Christoph Ulrich

Arzt.

*26.01.1897, Basel (Schweiz)

✟02.07.1964, Spring Valley (USA)

(anderes Todesdatum: 3.4.1964)

Christoph Linder begründete die anthroposophisch-medizinische Arbeit in den Vereinigten Staaten von Amerika.

In einer wohlhabenden Basler Patrizierfamilie kam Christoph Ulrich Linder 1897 zur Welt. Sein Vater war Industrieller, Christoph hatte ältere Geschwister. Er studierte Medizin in Lausanne und Basel und praktizierte in Luzern, Davos und Frankfurt/Main.

Als Basler kannte er das Goetheanum und besuchte einen der Ärztekurse. Rudolf Steiner begrüßte den jungen Medizinstudenten zu seiner Überraschung persönlich. Er fühlte sich seither tief mit Steiner verbunden und machte eine Assistenzzeit bei ?Ita Wegman am Klinisch-Therapeutischen Institut in Arlesheim. Albert Schweitzer lud den begabten jungen Arzt nach Afrika ein, doch Wegman konnte ihn überzeugen, einer Einladung von Irene Brown in die Vereinigten Staaten zu folgen.

Irene Brown, Spross der begabten und wohlhabenden amerikanischen Familie Spalding, früh mit den Impulsen Steiners vertraut und mit der Sängerin Lilla Harris-van Dyke noch vor dem Ersten Weltkrieg eine der ersten aktiven Anthroposophinnen in den USA, verfolgte das Ziel, eine Waldorfschule in New York zu gründen und die anthroposophische Medizin in Amerika einzuführen. Seit 1925 wirkte sie als Assistentin von ?Henry Monges, gründete einen Zweig der „English Educational Union for Spiritual Values in Education‟ und kaufte ein Haus für die Aktivitäten in New York. Dort eröffnete Christoph Linder - von Irene Brown, Gracia Ricardo und Doris Bugbey gefördert - 1926 seine bald erfolgreiche Praxis. Er arbeitete außerdem am Flower-Fifth-Avenue-Spital in New York City und war offizieller Arzt des Schweizer Konsulats. 1928 nahm die erste Rudolf Steiner-Schule in den USA ebenfalls in dem von Irene Brown zur Verfügung gestellten Haus ihre Arbeit auf und Linder betreute die Kinder als Schularzt.

1937 heiratete er die Eurythmistin Ruth Maria Philippi, die in der New Yorker Schule Eurythmie unterrichtete. Sie bekamen zwei Töchter; Ruth Linder starb relativ früh.

Seit den frühen 50er-Jahren veranstaltete Christoph Linder auf der Grundlage seiner wachsenden Erfahrung als praktischer und klinischer Arzt quartalsweise Fachtreffen in seinem Haus, zu denen er Ärzte, Pharmazeuten, Krankenschwestern, medizinisch interessierte Forscher und qualifizierte Einzelpersönlichkeiten einlud. Es wurden Themen, Fragestellungen und Erfahrungen der anthroposophisch erweiterten Heilkunst erörtert. Diese Treffen legten Grundlagen für eine Vertiefung der Kenntnisse auf diesem Fachgebiet und für die Verbreitung des Interesses. Die Ärzte Katherine Brydert, Franz Winkler, Henry Williams, Karl-Ernst Schaefer und Howard Laskey nahmen seit Beginn an der Arbeit teil; Mitte der 50er-Jahre stießen Paul Scharff und Ursula Weber dazu. In den späteren Jahren entstanden die „Fellowship of Physicians‟ und die „Anthroposophical Nurses Association‟ aus diesem Arbeitszusammenhang.

Im Dezember 1956 versandte Christoph Linder einen Aufruf an die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft des Landes, sich an einer aufzubauenden sozialen Gemeinschaftsarbeit zu beteiligen. Dies führte zur Begründung der „Rudolf Steiner Fellowship Foundation‟ und der „Fellowship Community‟ in Spring Valley.

Christoph Linder engagierte sich für die Arbeit und das Leben der Anthroposophischen Gesellschaft, sowohl in New York City als auch auf der von ?Ralph Courtney initiierten „Threefold Farm‟ in Spring Valley. Schon seit der ersten dortigen Summer School 1933 war er Vortragender an anthroposophischen Tagungen, aber auch an wissenschaftlichen Konferenzen und Arbeitstreffen in Spring Valley.

Im November 1961 hatte er eine Herzkrise, setzte aber seine Aktivitäten fort, soweit es seine Gesundheit zuließ. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er Anita Näf, eine in den Vereinigten Staaten lebende Schweizerin, die ihm in seiner Krankheitszeit beistand. Auf seinem Totenbett übergab er Paul Scharff den von Ita Wegman erhaltenen Auftrag, Rudolf Steiners Impuls zur geisteswissenschaftlichen Erweiterung der Heilkunst in der westlichen Welt zu pflegen.

Henry Barnes

Quellen Erwähnungen

N 1927 S. 14
N 1929 S. 104
N 1935 S. 15
N 1947 S. 178
N 1948 S. 27
N 1958 S. 84, 156
N 1964 S. 207
G 1964 Nr. 29 Todesanzeige
NAA 1955 Nr. 64, S. 3
NAA 1956 Nr. 69, S. 6
NAA 1958 Nr. 76a, S. 5f
NAA 1961 Nr. 88, S. 1f
NAA 1970 Nr. 3, S. 11
NAA 1995 Nr. Autumn, S. 19

Info

Hörte als Medizinstudent ein Dutzend Vorträge Steiners. Wurde 1924 Mitglied
der AAG. Arbeitete in der Klinik in Arlesheim ab Oktober 1925. Vortragender.
Brachte den medizinischen Impuls nach den USA. Praxis in NYC.
War aktives Mitglied der US-Landesges., auch im Stipendienkomitee.
Tochter Maria
Werke: Beiträge in NAA.
Literatur: Ege, K.: Für Dr. Christoph Linder, in: N 1964, Nr. 33, auch in: ANS
1964, Nr. 31/32; von Haussen, M.: Dr. med. Christoph Linder. Ein Leben im
Dienste der anthroposophischen Medizin, in: BeH 1964, Nr. 6, auch in: Selg,
P. [Hrsg.]: Anthroposophische Ärzte, Dornach 2000; GA 291a, 1990.
Abkürzungen: siehe hier
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