Åke Kumlander

Kumlander, Åke

Versicherungsagent, Grundstücksmaler

*07.04.1918, Linköping (Schweden)

✟20.08.2002, Järna (Schweden)

Åkes Mutter war unverheiratet und arm und da der Vater, ein Gutsherrensohn, kein Interesse an dem ungewünschten Kind hatte, war sie gezwungen, den Sohn sehr früh von sich zu geben. Daher wuchs Åke unter ärmlichen Verhältnissen auf dem Lande in der Nähe von Linköping auf, zunächst bei einem Steinmetz, wo er sich Tuberkulose zuzog, dann bei einem rechtschaffenen Landarbeiter, der ihm sowohl Lebensweisheit als auch Lebensfreude vermittelte. Gleichzeitig erlernte Åke alle Arbeiten, die für die kleine Landwirtschaft notwendig waren. Bei dieser Vatergestalt, die dann auch sein Adoptivvater wurde, lernte er Respekt vor körperlicher Arbeit, Pflichttreue und dass ein Handschlag ebenso gültig ist wie ein geschriebenes Wort.

Gesundheitlich litt Åke schwer an der Tuberkulose und brachte drei Jahre im Krankenhaus zu, weshalb er seinen Beruf als Möbeltischler nicht ausüben konnte. Stattdessen durfte er den örtlichen Landbriefträger vertreten, der auch Versicherungsagent war. Bald arbeitete Åke immer selbstständiger, wurde ein kompetenter Ratgeber in Versicherungsfragen und im Zusammenhang damit Experte für Immobilien. Er wurde bald einer der erfolgreichsten Versicherungsagenten in Schweden und allmählich Grundstücksmak-ler sowie Verwalter eines wachsenden Immobilien-Bestands.

Nun begegnete er auch seiner Lebensgefährtin Gunvor und ihre gemeinsame Fürsorge für die Söhne führte die beiden zum Kontakt mit der Anthroposophie. Die Söhne begannen ihre Schulzeit in der Kristofferschule in gemieteten Räumen in Stockholm. Dort verursachte Åke sofort einen kleineren Skandal, als er bei einer Elternversammlung sagte, dass es notwendig sei, eine richtige, eigene Schule zu bauen, die der Besonderheit der Waldorfpädagogik würdig sei - zu einer Zeit, wo die erste Sorge darin bestand, wie man den Schulbetrieb überhaupt aufrechterhalten könnte, erschien seine Anregung völlig abwegig.

Aber Åke gab nicht nach und nach beharrlichem Verhandeln und Sammeln von Spenden konnte nach zehnjährigem Prozess die neue herrliche Schule in Bromma eingeweiht werden, ohne dass das Kollegium von größeren Schulden belastet war.

Später bezeichnete Åke diesen Kampf als den schwierigsten seines Lebens. Gleichzeitig war es diese Arbeit, die ihn mit zwei Persönlichkeiten zusammenführte, die enge Freunde für die weitere Tätigkeit werden sollten: mit dem Künstler Arne Klingborg und dem Architekten ?Erik Asmussen.

Zwei Begriffe kommen in Åkes Überlegungen zur eigenen Biografie häufig vor: Auftrag und Regie.

Regie war es, die ihn bei vielen seiner Initiativen zur rechten Zeit mit den rechten Menschen in Verbindung brachte. Und auch wenn er ein schwieriger Gegner sein konnte, besaß er doch eine Art Genialität der Freundschaft, die sich in einem warmen Engagement für die Mitmenschen äußerte. Als Vermieter hatte er zum Beispiel häufig durchaus persönliche Kontakte zu seinen Mietern und er versuchte ihnen bei ihren Problemen beizustehen.

Auftrag empfand er, wenn er mit seiner starken Willensnatur entdeckte, dass es wichtige Projekte gab, die durchgeführt werden mussten, dass es aber bei den meisten dieser Projekte schwierige Behinderungen und Konflikte zu überwinden gab.

So etwa, als er sich für den Bau eines anthroposophischen Krankenhauses in Järna engagierte. Das war zu der Zeit, als die Polizei mit Hunden eine Razzia gegen die anthroposophische Arzneimittelherstellung durchführte, weil die Sozialbehörden die Anwendung dieser Arzneien für unvereinbar mit der schwedischen Gesetzgebung hielten. Åkes Antwort bestand darin, gerade jetzt seine Hauptaufgabe in der Verwirklichung der Pläne zur Vidarklinik zu sehen.

Mitten in diesen Ereignissen wurde Åke von einer der größten Tragödien seines Lebens getroffen: der Sohn Håkan, der einer der Ärzte an der Klinik werden sollte, kam bei einem Autounfall ums Leben. Aber der persönliche Schmerz, der Widerstand von Vertretern der etablierten Schulmedizin und andere Schwierigkeiten stärkten nur Åkes unbezwingbaren Willen. Die enge Zusammenarbeit mit der Verlobten Håkans, der Ärztin Ursula Flatters, nahm in dieser Zeit ihren Anfang.

Ursprünglich war die Vidarklinik als Therapeutikum mit begrenztem Umfang gedacht, aber Åke sah sofort, dass das zu kleinlich war. Stattdessen wurde es ein außerordentlich schönes Krankenhaus mit 74 Betten, Hausarztpraxen und anderem. 1985 fand die Einweihung statt und seitdem wurde die Vidarklinik zu einem großartigen Erfolg, einer Institution, die im Lauf der Jahre Tausenden von Patienten geholfen hat.

Zum Bild von Åkes Aktivitäten gehört auch sein starker Einsatz für das Zustandekommen des Rudolf Steiner-Seminars und des Kulturhauses in Järna. Auch die biologisch-dynamische Landwirtschaft lag ihm am Herzen: Er kaufte unter anderem fünf Höfe in Järna.

Zu seiner Persönlichkeit gehörte seine auffallende Anspruchslosigkeit. Obwohl er als Immobilienbesitzer ein beachtliches Kapital kontrollierte, lebte er mit seiner Gattin äußerst einfach, in den letzten Jahren in einer kleinen Dreizimmerwohnung neben der Vidarklinik.

Durch die Stiftungen, die er gegründet hatte, und durch gute Verbindungen zu Spendern konnte er bemerkenswerte Summen aufbringen und verschiedenen anthroposophischen Projekten, auch in internationalen Zusammenhängen, zur Verfügung stellen.

Seine positive Energie, die vor keiner Schwierigkeit nachgab, hat eine ganze Reihe anthroposophischer Initiativen in Schweden angeregt und ermöglicht, die unsere Kultur bereichert haben und wesentlich zur öffentlichen Anerkennung anthroposophischer Arbeit beigetragen haben.

Anders Kulander

Quellen Erwähnungen

N 2003 Nr. 4, S. 7
Literatur: Fant, G.: Åke Kumlander 80 År, Fink, A.: Åke Kumlander - en visionär med yxa, in: Mlb 1998, Nr. Maj; Antroposofiska Sällskapet: Kallelse till möte i Högskolekretsen, 22.9.2002; Fant, G. u. a.: Åke Kumlander, in: FfA 2002, Nr. November, mit dem Titel: Antroposofins byggherre in: P 2002, Nr. 4.
Abkürzungen: siehe hier
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