Dr. jur., Dr. phil. Heyer, Karl
Historiker.
*30.11.1888, Hanau/Main (Deutschland)
✟24.07.1964, Freiburg (Deutschland)
Karl Heyer, bekannt als Redner, verfasste zahlreiche, insbesondere historische Werke in Anlehnung an Hinweise Steiners.
Heyer wurde als Sohn des höheren preußischen Verwaltungsbeamten Franz Heyer und seiner Frau Helene, geb. Harnier, in Hanau geboren. Der Vater entstammte einer Familie von Forstbeamten, die Mutter einer Hugenottenfamilie.
Karl war von zarter Konstitution, die er auf eine schwere Typhuserkrankung im achten Lebensjahr zurückführte. Früh stand Karl in Opposition zu der preußischen Tradition, in der sein Vater lebte. Nach Schuljahren in Hanau, Berlin und Marienwerder und Abitur 1907 folgte er zunächst dem Wunsch des Vaters und studierte Jura, bezeichnenderweise zunächst im französischen Sprachraum an den Universitäten Genf und Lausanne, dann in Berlin, München und Marburg; er bestand im November 1910 das Referendarexamen in Kassel. Seine Referendarzeit absolvierte Heyer in Frankfurt/M. Schon vorher war er den Bestrebungen der Lebensreform nahe gekommen und begegnete so in Frankfurt auch theosophischen Kreisen. Dadurch hörte er dort am 8. und 9. Januar 1911 zwei Vorträge Steiners, die einen unauslöschlichen Eindruck hinterließen. Bereits im August wurde er Mitglied der Theosophischen Gesellschaft und wohnte den Aufführungen der Mysteriendramen in München bei. 1912 promovierte Heyer bei Walther Schücking in Marburg über „Denkmalpflege und Heimatschutz im deutschen Recht‟.
Anfang 1912 entschloss sich Heyer zu einem Zweitstudium. Steiner wies ihn auf das Thema der Staats- und Rechtsverhältnisse in der frühen Neuzeit hin. So begann Heyer im April 1912 das Studium der Geschichte in München, u. a. bei Erich Marcks und Heinrich Wölfflin. Er erlebte die weiteren Aufführungen der Mysteriendramen 1912 und 1913 und hörte den Zyklus über das Markus-Evangelium in Basel. Bei dieser Gelegenheit schlug ihm Steiner als Thema seiner Dissertation vor: „Die Wandlungen des Fürstenbegriffes‟, mit der er im November 1917 in München „magna cum laude‟ promoviert wurde.
1915 wurde Heyer zum Kriegsdienst eingezogen, jedoch nach einer Verwundung wieder entlassen. So konnte er 1916/17 in München seine ersten anthroposophisch-historischen Vorträge halten. Von 1917-20 war Heyer in Mainz in verschiedenen Verwaltungsaufgaben tätig. 1919/20 setzte sich er in Südhessen in zahlreichen Vorträgen für die Dreigliederung ein. Er wurde als Mitarbeiter des Bundes für Dreigliederung und später des Bundes für freies Geistesleben nach Stuttgart berufen.
Durch Steiner aufgefordert, spricht Heyer 1920 bei der Eröffnung des ersten Goetheanum, 1921 stellt ihm Steiner für den Hochschulkurs am Goetheanum das Thema „Die Staatsidee des Nikolaus Cusanus‟. Heyers Vortrag auf dem „Wissenschaftlichen Kurs‟ in Den Haag, April 1922, charakterisiert Steiner mit folgenden Worten: „Er zeigt, dass er aus dem Wissenschaftsbetrieb der Gegenwart herkommt [...]. Er zeigt, so ist die Wissenschaft jetzt; weil sie so ist, muss sie in die anthroposophische Forschungsart einmünden. [...] Dr. Heyer doziert, aber es ist notwendig, dass innerhalb unserer Reihen auch so doziert wird. Denn Dr. Heyer kann gerade dadurch überzeugend wirken, dass er sich aus dem Anerkannten in das Anthroposophische herüberdoziert und damit die Zuhörer glänzend von dem Bekannten in das Unbekannte führt.‟ (Steiner 1921/22, S. 309 f.) So gehört Heyer auch zu den Rednern des „West-Ost-Kongresses‟ in Wien im Juni 1922. 1923/24 ist er unter den Teilnehmern der Weihnachtstagung. 1924 hört Heyer Karma-Vorträge Steiners in Dornach. Dieses Erlebnis führt zu seinem Buch „Das Wunder von Chartres‟.
Nach dem Tode Steiners ist Heyer in Süddeutschland als Vortragsredner und als Verfasser von Büchern und Aufsätzen tätig. Daneben widmet er sich besonders der Bekämpfung der Gegner Rudolf Steiners. 1932 erschien seine Schrift „Wie man gegen Rudolf Steiner kämpft‟. Dem Nationalsozialismus steht Karl Heyer von Beginn an sehr kritisch gegenüber. Nach dem Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft im November 1935 zog Heyer 1936 nach Kreßbronn/Bodensee. Hier entstanden in rascher Folge seine historischen Schriften: 1937 und 1938 „Aus dem Jahrhundert der Französischen Revolution‟ und „Geschichtsimpulse des Rosenkreuzertums‟. Dann begann Heyer an den „Beiträgen zur Weltgeschichte‟ zu arbeiten, deren VII. Band bereits 1944 fertig gestellt wurde. Die ersten drei Bände konnten bis 1940 in Breslau erscheinen. 1941 wurde ein Großteil der Bibliothek Heyers von der Gestapo beschlagnahmt, Heyer und seine Frau wurden verhört, aber nicht verhaftet.
1947 erschien seine Darstellung des Nationalsozialismus „Wenn die Götter den Tempel verlassen‟, wofür Heyer schon vor 1933 Material gesammelt hatte. 1948 beendete Heyer den VIII. Band seiner „Beiträge‟ und veröffentlichte sie von 1951 an im Selbstverlag. 1952 begann Heyer die Arbeit an seinem Buch über Kaspar Hauser, das als IX. Band der „Beiträge‟ 1958 erschien.
Karl Heyer hat ein umfangreiches Werk hinterlassen: 20 selbstständige Bücher und Broschüren und über 600 Aufsätze, daneben hielt er mehr als 1.400 Vorträge. Ein Teil seines Werkes beruht auf der sorgfältigen Sammlung der einschlägigen Aussagen Steiners zu geschichtlichen Themen und auf der Einordnung dieser Aussagen in eine Gesamtschau. Andere Arbeiten, so z. B. die Studien über Chartres und Cusanus, sind durchaus selbstständige Untersuchungen von bleibendem Wert.
01.01.1926 - 31.12.1926: Rudolf Geering Verlag:
17.05.1926 - 17.07.1926: 12. Semester "Anthropososophische Hochschulkurse in Stuttgart"
17.07.1926 - 22.07.1926: Mitgliedertagung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
09.11.1926 - 26.03.1927: 13. Semester "Goetheanum und Hochschulkurse in Stuttgart"
01.01.1927 - 31.12.1927: R. Geering Verlag
01.01.1928 - 31.12.1928: Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland
22.11.1928 - 26.11.1928: Öffentliche anthroposophische Tagung "Gegenwart und Geschichte"
01.01.1929 - 31.12.1929: "Anthroposophie"
01.01.1930 - 31.12.1930: "Österreichischen Blätter für ein freies Geistesleben" / "Anthroposophie"
26.04.1931: Gründung der "Anthroposophischen Arbeitsgemeinschaft in Deutschland"
01.01.1932 - 31.12.1932: Auseinandersetzung K. Heyers mit dem politischen "Zug nach rechts"
01.01.1932 - 31.12.1932: "Korrespondenz der Anthroposophischen Arbeitsgemeinschaft"
01.01.1932 - 31.12.1932: Surkamp Verlag
04.01.1933 - 09.01.1933: Öffentliche Tagung "Weltorientierung durch Anthroposophie"
15.09.1933: Beginn der öffentlichen Bildungskurse
01.01.1946 - 31.12.1946: Michael als deutscher Volksgeist
01.01.1947 - 31.12.1947: Die Kommenden
01.01.1948 - 31.12.1948: Freiheit und Selbstverwaltung an den Hochschulen
01.01.1948 - 31.12.1948: Die Kommenden
06.08.1949 - 11.08.1949: Öffentliche Tagung in der Rudolf Steiner Halde
01.01.1950 - 31.12.1950: Über Dreigliederung und ihren Ursprung
01.01.1950 - 31.12.1950: Über europäische Förderation, Weltstaat, Weltregierung
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